1:1 Begleitung für geflüchtete Jugendliche

Name

Frau F.

Ort des Engagements

variabel, auch im Geflüchteten-Wohnheim

Zeitaufwand

variabel

Im Sommer 2015 lud das Freiwilligen-Zentrum zusammen mit dem örtlichen Jugendzentrum die Garmischer-Partenkirchner ins monatliche „Café International“ zum Essen ein : gekocht hatten Geflüchtete aus verschiedenen Herkunftsländern. So sollte ein gegenseitiges Kennenlernen stattfinden. Hier lernte Frau F. zwei Jungen aus Kabul (Afghanistan) im Alter von 16/17 Jahren kennen, die sie sofort unter ihre Fittiche nahm – ihr Deutsch war noch sehr rudimentär. Einer, M.,  war nicht einmal in Afghanistan zur Schule gegangen, konnte auch seine eigene Sprache nicht lesen oder schreiben. Fr. F. erzählt die Reise des einen Jungen, M., mit dem sie heute noch in enger Verbindung steht, so:

Mit 14 Jahren musste er, aus einer Nomadenfamilie stammend, von zu Hause fliehen, denn er war aus einer Selbstmordattentäterschule weggelaufen – die Taliban hatten diese Schule dem Vater als „normale“ Schule verkauft, dieser hatte schließlich dem Besuch zugestimmt. Sein Onkel organisierte und bezahlte die Flucht des jungen M., der viele Monate zu Fuß, per Auto, LKW oder auch Boot unterwegs war. Kurdische Schlepper brachten die Gruppe immer etappenweise voran, es ging durch Persien an die türkische Grenze; inzwischen war es Winter geworden. Durch hohen Schnee ging es viele Stunden zu Fuß über die Berge. Anschließend per Auto durch die Türkei. Nach Griechenland setzten sie mit einem Schlauchboot über, wobei ein Mädchen sein Leben verlor. M. , Nichtschwimmer, fiel auch ins Wasser, konnte aber gerettet werden. Von Griechenland ging es über Italien nach Frankreich. Als M. eines Tages ausstieg, war er in Paris. Dort wurde er mit einem anderen jungen Mann in einen Bus nach Düsseldorf gesetzt. Dort stand er dann am Busbahnhof und fragte sich zur Polizei durch. Für M. ging es nach einiger Zeit in einem Auffanglager weiter nach München und schließlich war Garmisch-Partenkirchen Endstation der monatelangen Reise, wo er 2015 auf Fr. F. traf.

Sie kümmerte sich um ihn ca. drei Jahre lang intensiv, sorgte dafür, dass er in einen Anfängerkurs in der Berufsschule kam, half ihm bei Hausaufgaben und ging zu Elternabenden. Einen Ausbildungsplatz im Garmischer Hof fand er auch mit ihrer Hilfe. Sie kümmerte sich auch um die zwei anderen Jungen, die mit ihm im Flüchtlingsheim das Zimmer teilten, aber um M. besonders. Fr. F. erlebte besondere Momente mit ihren Schützlingen, wenn sie z.B. Weihnachten gemeinsam feierten oder ins Restaurant gingen, um den Jugendlichen, die normalerweise – wie in ihrer Heimat – auf dem Boden sitzend mit Fingern essen, die deutschen Essmanieren beizubringen. Auch schwimmen lernten sie – dank eines Schwimmlehrers, den Fr. F. organisierte und bezahlte. Heute arbeitet M. als Ober im Hotel Kempinski. Er hat es geschafft – dank der intensiven Betreuung von Fr. F. Ihr hätten diese intensiven Jahre viel Freude bereitet, aber – sie war ja damals schon über 70 – es wäre auch sehr anstrengend gewesen, so Fr. F. heute. M. meldet sich heute noch regelmäßig bei ihr.