Wann fühlt es sich gut an, Hilfe anzunehmen?
Wie ist das mit dem Helfen, der Wohltätigkeit, dem Geben und dem Nehmen?
„Möchten Sie diese fünfzig Euro haben?“ Fragt man dies fremde Menschen auf der Straße, werden die meisten „Nein“ sagen. Ganz schnell prüft man die Motive des anderen. Warum tut er das? Gibt es einen Haken…an dem ich dann womöglich hänge?
Fast alle geben es zu, vor allem die Helfer: Nehmen ist schwer. Was schenke ich aber als „Geholfener“ mit der Annahme einer freundlichen Geste, eines erledigten Einkaufs, wenn ich krank bin, einer Begleitung zu einem Amt…meinem Geber?
Biochemisch gesehen meist eine Portion Stimmungsmacher, durch die Ausschüttung von Glückshormonen.
Sozial gesehen, trage ich dazu bei anzuerkennen, dass wir einander brauchen. Das schafft Gemeinschaftsgefühl. Schon kleine Kinder mit 15 Monaten nehmen an, dass das vorhandene Essen aufgeteilt wird.
Medizinisch und auf lange Sicht wurde in Studien mehrmals bestätigt, dass Geist und Körpert stabiler sind und dass die Lebenserwartung der Helfenden aufgrund einer Gemengelage positiver Einflüsse erheblich steigt
Die Gewissheit, des Helfers, dass Menschen grundsätzlich einander brauchen und durchaus auch einanander Last sind und sein dürfen, schafft eine Haltung, die eine Begegnung auf Augenhöhe ermöglicht. Die Wohltäterin , der Wohltäter wird dann zum Gegenüber auf Augenhöhe. Auch der Hilfsbedürftige ist Geschenk , egal in welcher Lage er sich befindet und welche Verhaltensweisen er an den Tag legt. Er gibt immer etwas. Dabei ist es nicht nötig alle Verhaltensweisen zu verstehen. Das Anderssein kann man ruhig auch einmal stehen lassen. Letztlich erweitert es auch meine immer beschränkte kleine Welt und fördert soetwas wie Toleranz oder Güte. Dankbarkeit ist oft, aber nicht immer der Lohn. Auch das Erlebnis etwas zurückzubekommen, von dem oft mit Freude berichtet wird, muss man nicht sofort spüren. Mein Gegenüber ist eben selten ein Objekt , das ich mit meinen, wenn auch edlen und gut gemeinten Absichten, zum Besseren gestalten kann. Manchmal steckt das Bewahren von Würde, Stolz und Freiheit hinter einer scheinbaren Undankbarkeit.
Jeder weiß es. Es geht um die berühmte „Hilfe zur Selbsthilfe“. Aber das ist gar nicht so einfach. Vor allem, wenn ich mit meinem
Herzblut und meinen eigenen guten Ideen dabei bin.
Gute Frage dabei: „Welchen Auftrag habe ich durch den Hilfebedürftigen?“ Eine gewisse Distanz, die verhindert zu nahe in das Lebenssystem des anderen hineinzugeraten, fördert hilfreiches und nachhaltig wirksames Tun. Die Freiheit des Gegenübers ist immer zu respektieren und ist kein Angriff auf meinen Einsatz.
Aber auch der Helfer ist frei. Verantwortlichkeit bedeutet, auch zu wissen, wann ich aufhöre, was ich nicht mehr akzeptieren kann oder was ich nicht mehr machen kann oder möchte.
Die Freiwillgenkoordinatoren und Ansprechpartner des Einsatzsgebietes und auch das Freiwilligen-Zentrum Auf geht’s können hier durchaus Ihre verständnisvollen Ansprechpartner sein!
jo