Der „Stammtischparolenabend“ und das „IRGENDWO DAZWISCHEN“ am 9.5.17

boeser

…für Demokratie und Dialog

 

Unser Referent Christian Boeser Schnebel warnte davor, sich nur in der eigenen Echoblase aufzuhalten und Menschen anderer Meinungen aus seinem Leben zu verbannen. Es ist möglich im Gespräch zu bleiben, auch wenn mich Parolen entsetzen, was man dann übrigens auch sagen sollte, statt einfach zu verschwinden.

Wenn der Mensch nicht gerade im „Grizley Status“ ist,  also emotional sehr erregt und das Hirn nicht zum Nachdenken, sondern auf Angriff oder Flucht programmiert ist, kann man oft durch interessiertes Weiterfragen eine gemeinsame Gesprächsebene finden. Was macht Dich genau so sehr wütend? Worum geht es Dir?  Was würde das dann bedeuten ? Kannst Du mir noch mehr darüber sagen?  Welche Befürchtung hast du?  Was steckt eigentlich dahinter? Was möchtest Du vermeiden?  Ja das Ziel  zum Bsp. Sicherheit) habe ich auch.  Jedoch meine ich….Das Intersesse etwas vom anderen zu verstehen und sich ggf. auch selbst dabei etwas zu verändern, muss echt sein und nicht als Mittel für einen Gegenangriff missbraucht werden. Die Sachebene mit Zahlen, Statistiken und Studien ist hier meist weniger hilfreich. Ein Stückchen mitgehen mit dem anderen, in seine Richtung mitdenken und miteinander weiterdenken, dann dabei durchaus unterschiedliche Schlüsse ziehen…das hilft mehr.

Was hat das Werte- und Entwicklungsquadrat mit  dem Argumentationtraining gegen Stammtischparolen zu tun?

Es wurde  Nicolai Hartmann 1926 erfunden und  Friedemann Schulz von Thun 1989 erweitert.

Die allgemeine Weisheit, dass die Wahrheit IRGENDWO DAZWISCHEN liegt, wird hier anschaulich. Die Kunst ist, letztlich eine Balance zu finden, nicht so dass alle am Ende gleich sind, sondern jeder nach seiner Individualität nach. Zu jedem Wert gibt es ein Gegenwert.  Wenn ich pünktlich bin, bin ich auch ggf. auch kleinkariert und verpasse  Unvorhergesehens,  wenn ich unpünklich bin, kann ich meist  gut im Augenblick präsent sein und bin eher entspannt. Dabei gibt es jeweils eine Entwicklungsmöglichkeit zur „Schwestertugend“(Diagonale im Quadrat).

Dieses Bild kann auch bei Geprächen mit Anderdenkenden helfen!

Es geht im Grunde oft um ein „Sowohl als Auch“ und nicht um „Ein Entweder-Oder“, selbst bei entgegengesetzten Meinungen. Auch wenn jeder einen andern  „Ort“ hat („irgendwo dazwischen“), z.B. zwischen Freiheit und Sicherheit, zwischen Bewahrung und Offenheit. Wenn es aber nicht mehr um richtig und falsch geht, kann Bewegung ins Spiel kommen, ein Stückweit  in die eine oder andere Richtung –  idealerweise zueinander. Wichtig ist, dass man im Gespräch bleibt.  Das geht aber nur, wenn der andere Mitgehen möchte. Die Einladung dazu geschieht eben durch offenes Nachfragen, nicht durch „Vorführen“ oder  durch „Plattmachen“ mit eigenen Parolen und dem Ziel als Sieger hervorzugehen.

Allerdings ist es bei diskriminierem menschenfeindlichem Verhalten, egal wo man ist,  auch der Mut gefragt ganz einfach zu widersprechen ohne sich auf Diskussionen einzulassen.

Bei den oberen zwei Begriffen im Viereck  handelt sich um Werte. Auf diese Ebene kann man gut diskutieren und streiten. „Rutscht man nach unten“ und wirft dem Geprächspartner Beliebigkeit  statt Offenheit vor oder Starre statt Bewahrung,  dann kommt es zum Streit. Über Geiz oder Ängstlichkeit ärgere ich mich, den Wert von Sparsamkeit oder Sicherheit kann ich anerkennen. Nun geht es um das Maß oder um Lösungswege.

ajo

hier gibts paar Schnappschüsse: