Der bestandene Mittelschulabschluss freut beide: Die junge syrische Mutter und die 81jährige Freiwillige

…sie gab nicht auf und gewann Selbstvertrauen!

Kurz vor den Pfingstferien erfuhr die ehemalige Schulleiterin Helga Müller-Bardorff  von einer besonderen Schülerin. Die Mutter von zwei Kindern hatte in ihrem Heimatland noch nie eine Schule besucht. In den letzten Jahren hatte sie trotz der zu betreuenden Kinder und der Corona-Pandemie ein recht gutes Deutsch gelernt und wollte nun sehr gerne Kinderpflegerin werden. Die Mitarbeiterinnen von “Frau & Beruf“ haben sie mit allen Kräften auf dem Weg dahin, der nur über reinen externen Mittelschulabschluss möglich ist, begleitet.

Doch es sah knapp aus!

Helga Müller Bardorff sagte spontan zu bei der Vorbereitung ehrenamtlich zu helfen und bemerkte nach dem Studium des Prüfungsstoffs: „Ich habe einigermaßen in Erinnerung hatte, was im Gymnasium verlangt wird und  kannte die Aufgaben eines Mittelschulabschlusses nicht. Ich war sehr von dem hohen Anspruch und der Vielzahl der Aufgaben beeindruckt.“

Bald saßen beide zusammen. Ihre Patenschülerin sprach leise, aber verständlich und lächelte sie an. Die Symphatie war da, der Berg an Aufgaben nun gemeinsam zu bewältigen!

Rechtschrift, Grammatik, Worterklärungen, Lesen, auch Gedicht,Textbearbeitung verschiedener Sach- und anderer Themen, dazu: Politik, Wirtschaftskunde, jüngere Geschichte der BRD/Europäische Union und Mathematik: alle Grundrechnungsarten, Division, Multiplikation mit Bruch- und Kommazahlen, Minus-und Pluszahlen, Prozentrechnungen, Lösung von  x-Gleichungen, Sachaufgaben, Maßeinheiten-Umrechnungen, Geometrie, Berechnungen von Pyramiden und Kegeln, Pythagora-Satz und Kopfrechnen….- also eigentlich wesentlicher Stoff bestimmter Kernfächer der Grund- und Mittelschule. Vor allem aber war Mathematik war zu üben:

Frau Müller Bardorf berichtet: „Zuerst einmal bearbeitete ich, da nur wenige Lösungen dabei waren, alle Aufgaben selbst. Ich wollte die Lösungswege wissen und ausprobieren, da mir zunächst auch gesagt worden war, dass z.B. die Prüfung in Mathematik ohne Taschenrechner bewältigt werden müsste. Rasch merkte ich, wieviel ich in Mathematik über ca 60-70 Jahre vergessen und niemals im Leben gebraucht hatte! Alles rechnete ich schriftlich zur Kontrolle durch, und wenn ich nicht weiterkam, rief ich einen meiner Enkel/Enkelinnen an und bat um Hilfe…

Meine Schülerin war immer pünktlich da, Corona getestet, bestens vorbereitet – und sie bekam tüchtig viele Hausaufgaben!  Manches konnte sie – so z.B. das Einmaleins oder Diktate mit ihrer Tochter in der 5.Kl. zusammen üben, anderes schrieb sie in große Hefte zum Korrigieren. Jedesmal waren wir in den Lernstunden so vertieft, dass 3 oder mehr Stunden am Nachmittag unbemerkt und rasch vorbei gingen. Sie fragte nach und gab nicht auf, sie verbesserte ihre korrigierten Texte und lernte zuverlässig und zielstrebig seitenlang Geschichtsdaten, wie Daten aus Politik und Wirtschaft, die bisher mit ihrem Leben nicht viel zu tun hatten. So gewann sie Selbstvertrauen und fundiertes Wissen. Ich versuchte, alle diese für sie neuen Inhalte, Daten und Denkprozesse nicht nur im Paukverfahren, sondern auch mit einigen Erzählungen, Fragen aus meinem und ihrem Leben lebendiger werden zu lassen.“ Aber die Zeit drängte…

Der Kontakt mit dem Prüfer gab die Hoffnung, dass es die eine Chance gäbe, die Prüfung zu bestehen.

„Und so ist es mit einem guten Zeugnis für sie zu meiner großen Freude geschehen!“ strahlt am Ende auch Helga Müller Bahrdorff

Immer wieder wahr:

Engagement tut gut!

Dir und mir!

 

UnterstützerInnen  auf Bildungswegenimmer wieder gesucht!

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