Caritas zu Asylstreit

Pressemitteilung

Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V.

Geflüchtete in Arbeit bringen

Falterbaum: Wer seine Identität belegt, soll arbeiten dürfen
Integrationsleistungen müssen anerkannt werden

München, 15. Juni 2018. Caritasdirektor Georg Falterbaum sieht dem Asylstreit in der Union mit Sorge entgegen: „Wenn die Debatten weiterhin auf diesem Niveau stattfinden, müssen wir uns nicht wundern, wenn christliche Grundgedanken wie Solidarität und Nächstenliebe verschwinden und die Gesellschaft sich weiter spaltet“, erklärt Falterbaum angesichts des aktuellen Koalitionsstreits um die Zurückweisung von Flüchtlingen an den Grenzen. Unterschiedliche Positionen zu vertreten, sei wesentlicher Bestandteil einer demokratischen Gesellschaft, aber hier ginge es um Menschenrechte und christliche Grundwerte wie Teilhabe und Inklusion für alle Menschen. Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen parteipolitischen Machtspiele unwürdig.

Der Ausschluss von Arbeit und Beschäftigung bewirke das Gegenteil von Teilhabe und Inklusion. Deshalb fordert Falterbaum: „Geflüchtete, die ihre Identität belegen oder ein gültiges Reisedokument vorlegen, sollten einen nachrangigen Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten – und zwar unabhängig davon, wie der Verfahrensstand ihres Asylgesuchs ist oder aus welchem Herkunftsland sie stammen.“ Besonders Menschen, bei denen sich keine zeitnahe Ausreise abzeichne, sollten Sprachkurse und Maßnahmen zur beruflichen Integration erhalten. Falterbaum schlägt für Personen, die Integrationsinteresse zeigen, eine Aufenthaltserlaubnis von zwei Jahren vor. „Wer sich bewährt, fleißig ist und es bis dahin schafft, seinen Lebensunterhalt nachweislich eigenständig zu bestreiten oder erfolgreich eine Ausbildung absolviert, sollte auch länger bleiben dürfen“, schlägt Falterbaum vor. „Wer es nicht schafft, muss ausreisen.“

Die Vorteile liegen für den Vorstandschef des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising auf der Hand: Die Kosten für die Sicherung des Lebensunterhalts der Geflüchteten reduzierten sich. Arbeits- und Ausbildungsplätze vor allem in Mangelberufen wie etwa im Erziehungs- und Pflegebereich könnten besetzt werden. Schwarzarbeit, Aggressionen und Kriminalität könnten zurückgedrängt werden, weil die geflüchteten Menschen eine Perspektive sähen. „All dies“, so Falterbaum, „könnte die gesellschaftliche Akzeptanz für Geflüchtete erhöhen.“

Aufgrund ihrer ganz konkreten Erfahrung in unterschiedlich großen Einrichtungen positioniere sich die Caritas auch weiterhin klar gegen eine Zentralisierung von Geflüchteten in großen Transitlagern wie den sogenannten Anker-Zentren. In Einrichtungen mit über 1000 Menschen, die nur auf Exklusion ausgerichtet seien, ließen sich weder optimale Betreuung noch adäquate Rechtsberatung gewährleisten. „Andererseits können Menschen, die sich strafbar gemacht haben, sicherlich nicht erwarten, in Deutschland mit offenen Armen aufgenommen zu werden. Unbescholtene und gut integrierte Flüchtlinge hingegen aus ihrem Leben zu reißen, entspricht nicht unseren Wertevorstellungen“, so Falterbaum. (mmr/beb)

 

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