Strategiepapier Bürgerschaftliches Engagement

Strategiepapier: Bürgerschaftliches Engagement als Aufgabe der Freien Wohlfahrtspflege

verabschiedet in der BAGFW-Mitgliederversammlung am 04.12.2013

 http://www.bagfw.de/uploads/tx_twpublication/BE-Grundsatzposition_30_06_2010.pdf

 

Auszüge:

Leitlinien bürgerschaftlichen Engagements

 

Gewährleistung von Grundrechten

….von individuellen und kollektiven Freiheitsrechten, die sowohl Abwehrrechte gegen den Staat als auch Teilhaberechte begründen….

 

Bewahrung von Eigensinn und Freiwilligkeit

…organisiert sich grundsätzlich von der Basis aus und kann nicht „von oben“ verordnet werden. Es stiftet einen eigenen Sinn und verfolgt eigene Zwecke…Bürgerschaftliches Engagement darf nicht auf seinen vordergründigen gesellschaftlichen Nutzen reduziert werden und steht einer staatlichen Instrumentalisierung entgegen, mit der notwendige sozialstaatliche Leistungen ersetzt werden sollen…

 

Etablierung einer Ermöglichungskultur

… die im Engagement Räume für Beteiligung und für Neues öffnet….

 

Stärkung von Selbstverantwortung und Selbstbefähigung

…Vorrang des Handelns der freien Individuen und Initiativen vor dem staatlichen Handeln …

 

Organisation von Gemeinsinn und sozialem Zusammenhalt

…Teilhabe in drei wesentlichen Bereichen: soziales Handeln, politische Verantwortung und wirtschaftliche Beteiligung…Gestaltung des Gemeinwesens … Dabei haben wir auch das Ziel, Freiräume jenseits von Marktlogik und staatlicher Einflussnahme zu bewahren.

 

Stärkung zivilgesellschaftlicher Kooperationen und Vernetzung

…Bei der Entwicklung von Formen und Modellen bürgerschaftlichen Engagements kooperieren die Verbände auf vielen Ebenen insbesondere mit lokalen Vereinen und Initiativen, Kirchengemeinden und religiösen Gemeinschaften, Migrantenorganisationen, Kulturvereinigungen, Sport- und Umweltverbänden und Unternehmen. …

 

Globales Lernen ermöglichen

Europäische Prozesse, internationale Zusammenarbeit in den Verbänden und Globalisierung führen dazu, dass wir Engagement auch über den lokalen und nationalen Kontext hinaus betrachten und ermöglichen wollen….

(…)

Schlussfolgerungen Rahmenbedingungen:

…Engagementpolitik sollte stärker die Hemmnisse und Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger untersuchen, um moderne und neue Formen zur Förderung zu entwickeln.

…Die positiven Erfahrungen aus verschiedenen Programmen,( …) zeigen, wie wichtig Anlauf- und Entwicklungsstellen für bürgerschaftliches Engagement sind. Gleichzeitig fehlt es an langfristiger Förderung und Nachhaltigkeit, so dass eine bundesweite Landschaft von „Projektruinen“ existiert. Zusammen mit der Politik auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene sind hier Lösungen für eine verbindliche und nachhaltige engagementfördernde Infrastruktur vor Ort zu finden.

…Politik sieht sich mit neuen sozialen Bewegungen konfrontiert, die mitunter diffamierend als „Wutbürger“ bezeichnet werden. Engagementförderung hat die Aufgabe, demokratische Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern aufzugreifen und neue Beteiligungsmöglichkeiten und Beteiligungsrechte zu entwickeln.

…Unternehmen haben auch eine soziale Verantwortung. Wir begrüßen, dass Unternehmen sich zunehmend dieser Verantwortung bewusst zeigen und wollen daran mitwirken

..Ein Teil der Bürgerinnen und Bürger kann oder will sich nur unter den Bedingungen von monetären Erstattungen engagieren, ein anderer Teil sieht dies kritisch als Form von Fachkräfteersatz unterhalb eines Niedriglohns. Die Bedeutung und Tragweite von monetären Erstattungen ist für verschiedene Engagementformen innerhalb der Sozialwirtschaft und auch in den anderen Sektoren zu evaluieren. Bürgerschaftliches Engagement als Austauschbeziehung auf Basis von Geld widerspricht unserem Leitbild und reduziert Engagement auf einen reinen Dienstleistungscharakter Hier sind dringend Bürokratieabbau und deregulierende Maßnahmen vorzunehmen, um die Arbeit insbesondere von kleinen Vereinen, Jugendverbänden und Selbsthilfegruppen weiterhin zu ermöglichen…

…Menschen mit Behinderung, Menschen in Armut oder aus sozialen Randgruppen sind wenig in den traditionellen Formen bürgerschaftlichen Engagements vertreten. Engagementpolitik muss verschiedene Zielgruppen in den Blick nehmen und auch eine zielgruppenspezifische Förderpolitik entwickeln

..Eine Klärung von Zuständigkeiten für bürgerschaftliches Engagement innerhalb der Bundesregierung sollte in diesem Kontext erfolgen. Außerdem ist eine stringente Abstimmung mit den Ländern und Kommunen vorzunehmen.

…Eine regelmäßige Evaluation der Entwicklungen im bürgerschaftlichen Engagement halten wir für unabdingbar.

…Dem Bereich der Engagementforschung muss daher in den kommenden Jahren verstärkte Aufmerksamkeit zukommen

…Die gesellschaftlichen Trends und Zukunftsfragen sind unserer Einschätzung nach so wichtig, dass eine breit angelegte Debatte im Rahmen einer weiteren Enquete-Kommission unter Beteiligung aller Parteien, Verbände und Sektoren nötig ist.

Auszüge zusammengestellt vom Freiwilligen-Zentrum Auf geht’s