Asylbewerber nicht allein lassen….

„Die Asylbewerber möchten einfach nur in Sicherheit leben. Viele wollen eigentlich zurück.“ Raphaela Bohl

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Seit 2012 leben Menschen, die aus Kriegsgebieten geflohen sind, in unserem Landkreis. Die Asylbewerber sind in

Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, z.B. in der Mittenwalder Straße in Partenkirchen, in verschiedenen Gästehäusern und in Grainau oder Bad Kohlgrub.

Die Flüchtlinge sprechen in der Regel kein Deutsch, dürfen in den ersten neun Monaten nach ihrer Einreise keiner Arbeit nachgehen und haben auch sonst keine Aufgaben. Gern würden sie Deutsch lernen, um den Alltag besser bewältigen zu können und sich zu integrieren. Im März 2012 haben Ehrenamtliche vom Freiwilligenzentrum Garmisch-Partenkirchen mit einem Alphabetisierungskurs begonnen.

Die 24jährige Marketingassistentin Raphaela Bohl ist seit Mai 2012 dabei. Durch ihre Arbeitskollegen, Sven Drust und Brigitte Carretero, wurde sie auf das Projekt aufmerksam. Gemeinsam mit ihrem Großvater, Heinz Rademacher, gibt sie seitdem einmal pro Woche Deutschunterricht für durchschnittlich 20 Menschen. „Wir sind keine Pädagogen oder ausgebildete Lehrer. Wir wachsen mit den Aufgaben“, erklärt Raphaela. Die Bewohner der Unterkünfte sind für dieses Engagement wirklich sehr dankbar und laden gern auch zum Tee nach dem Unterricht ein.

Hilfreich war ein Netzwerktreffen im Herbst 2012, veranstaltet vom Freiwilligen-Zentrum und dem Jugendzentrum. Hier kamen über 30 Personen zusammen, die alle mit dem Thema befasst sind. Innerhalb dieses Netzwerkes sind seitdem Verbindungen und ein reger Austausch an Informationen und Hilfestellungen entstanden. So hilft man sich mit Räumlichkeiten, Lehrmaterialien, Manpower usw. Im Oktober 2013 organisierten die Beteiligten ein Völkerfest, welches großen Anklang fand.

Raphaela Bohl: „Ich freue mich sehr über die Dankbarkeit der Flüchtlinge und habe viel Spaß  daran, andere Kulturen kennenzulernen. Wenn ich die Fortschritte und Freude der Menschen sehe, ist das für mich eine hohe Motivation weiterzumachen.“

Wer übrigens keinen Deutschunterricht für eine Gruppe machen möchte, kann auch gern eine Sprachpatenschaft übernehmen. Eine Sprachpatenschaft beinhaltet, eine Stunde pro Woche oder mehr mit nur einem Flüchtling zu verbringen, mit ihm Deutsch zu lernen oder ihn bei alltäglichen Dingen zu unterstützen.

Das nächste Netzwerktreffen ist Anfang Februar 2014 geplant. Anfang April  kann man sich bei einem Vortrag zum Thema Asylrecht informieren. Beides wird auf der Homepage des Freiwilligen-Zentrums bekannt gegeben.

In eigener Sache: Rund 400 Asylbewerber werden in Zukunft in unserem Landkreis erwartet. Eine neue Stelle bei der Caritas wurde geschaffen und kann für verbesserte Beratung der Asylbewerber und der Freiwilligen sorgen. Das Freiwilligen-Zentrum bemüht sich aktuell um Ressourcen für eine umfassendere Begleitung und Koordination der Freiwilligen und kann demnächst finanziell für Ausgaben der Sprachkurse und Fahrtkosten der Freiwilligen unter die Arme greifen …

Aber: Für den Kontakt von Mensch zu Mensch braucht es noch viele Freiwillige!

Jeder der interessiert ist, eine Sprachpatenschaft zu übernehmen oder Deutsch in kleinen individuellen Gruppen zu unterrichten, kann sich gerne bei Auf geht’s! melden!

Ein Beitrag von Annett-Maria Jonietz, Interview: Katharina Schleich

 

Foto: unten 2.v. links: Raphaela Bohl , Heinz Rademacher, oben Mitte: Brigitte Carretero,Koordinatorin der Initiative,  dritte Reihe, Sven Drust….teilen sich den Unterricht